Nachruf Detlef Brandes

Die Deutsch-Tschechische und Deutsch-Slowakische Historische Kommission trauert um ihr langjähriges Mitglied Prof. Dr. Dr. h.c. Detlef Brandes, der am 2. September 2025 in Berlin verstorben ist.
Detlef Brandes (1.5.1941–2.9.2025) wurde im Jahr 1990 als Gründungsmitglied in die deutsche Sektion der damaligen Deutsch-Tschechoslowakischen Historikerkommission berufen. Über viele Jahre bis zu seinem Ausscheiden 2023 brachte er dort seine wissenschaftliche Expertise und seine guten Kontakte zu tschechischen und slowakischen Kolleginnen und Kollegen ein. Als Mitorganisator zahlreicher Konferenzen, diskussionsfreudiger Teilnehmer und Referent sowie Mitherausgeber von vielen Tagungsbänden war er unermesslich wichtig für die Kommissionsarbeit. Vor allem die Nachwuchsförderung lag ihm am Herzen.
Neben der Geschichte der Russlanddeutschen gehörten die tschechische Geschichte und die Geschichte der deutsch-tschechischen Beziehungen zu seinem Forschungsfeld. Mit seiner Pionierstudie zum „Protektorat Böhmen und Mähren“, die auch ins Tschechische übersetzt wurde, sowie Publikationen etwa zum Krisenjahr 1938 oder zur nationalsozialistischen Volkstumspolitik während des Zweiten Weltkriegs legte er maßgebliche Werke vor, auf die viele Arbeiten seiner Schülerinnen und Schüler aufbauten.
Seit 1991 leitete er das Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Dort engagierte er sich als Wissenschaftsorganisator für den Aufbau und die Pflege einer bis heute bestehenden Partnerschaft zwischen der Universität Düsseldorf und der Prager Karls-Universität. Viele Projekte und Konferenzen sowie zahlreiche Kontakte zwischen Forschenden aus Deutschland und Tschechien beruhten auf dieser Partnerschaft, die auch für zahlreiche Aktivitäten der heutigen Deutsch-Tschechischen und Deutsch-Slowakischen Historischen Kommission wertvolle Unterstützung bot. Dazu gehörte insbesondere die Tatsache, dass die „Veröffentlichungen der Deutsch-Tschechischen und Deutsch-Slowakischen Historikerkommission“ bis 2019 in der Buchreihe seines Düsseldorfer Instituts erscheinen konnten. Für sein großes Engagement für die deutsch-tschechischen Beziehungen wurde ihm im Jahr 2001 die Ehrendoktorwürde der Karls-Universität Prag verliehen; 2003 erhielt er die František-Palacký-Medaille der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik.
Detlef Brandes hat die Arbeit unserer Kommission über mehr als drei Jahrzehnte entscheidend mitgeprägt. Dies nicht zuletzt durch seine einzigartige Persönlichkeit und Offenheit: Er argumentierte klar, oft auch schonungslos, und trotzdem mit Empathie und subtilem Humor. Er verfügte über ein in der Wissenschaft nicht selbstverständliches Charisma, das ihm Respekt und Sympathie einbrachte. Wir werden ihn als äußerst geschätzten Kollegen in dankbarer Erinnerung behalten.
Für die Deutsch-Tschechische und Deutsch-Slowakische Historische Kommission
Martin Pekár
Miloš Řezník
Martina Winkler
Martin Zückert